Stadtarchiv Eisenach

Stadtarchiv Eisenach

Archivtyp Kommunalarchiv
Koordinaten 50° 58′ 30″ N, 10° 19′ 12,1″ O50.97510.320027777778Koordinaten: 50° 58′ 30″ N, 10° 19′ 12,1″ O
Ort Eisenach
Besucheradresse Markt 24
Gründung (nicht belegt)
ISIL DE-Ei5
Träger Stadt Eisenach
Website https://www.eisenach.de/leben/bildung/stadtarchiv#c28940

Das Stadtarchiv Eisenach ist das Archiv der Stadt Eisenach in Thüringen; es verwahrt Unterlagen aus der Zeit von 1493 bis heute.

Geschichte

Ein Archiv war bereits im Mittelalter vorhanden. Es befand sich in einem feuerfesten Gewölbe im südöstlichen Teil des 1484 errichteten alten Rathauses auf der Esplanade. Über den Zeitpunkt der Einrichtung dieses Archivs und seine Ordnung liegen heute keine Aufzeichnungen mehr vor. Als Herzog Johann Ernst von Sachsen-Eisenach 1596 dieses Rathaus zu seiner Residenz erwählte, wurde dem Rat der städtische Weinkeller, das heutige Rathaus, zugewiesen. Ein feuerfester Raum zur Aufbewahrung des Schriftguts scheint hier allerdings nicht existiert zu haben, denn während des verheerenden Stadtbrandes, der in den Abendstunden des 12. November 1636 ausbrach, fielen die Akten und Urkunden der Stadt samt Bibliothek den Flammen zum Opfer. Das in der Stadtrechnung von 1638/39 unter der Überschrift „Bücher in das Archiv gehörig“ begonnene Verzeichnis der wenigen geretteten Archivalien ist die einzige erhaltene Archivgutverzeichnung aus älterer Zeit. Das Rathaus wurde nach dem Brand in den Jahren 1639 bis 1641 wieder aufgebaut. Zwanzig Jahre später wurde beim Bau der neben dem Rathaus gelegenen Ratswaage ein feuerfestes Archiv geschaffen. Bis zur Ausbombung des Gebäudes am 9. Februar 1945 fanden die Archivalien hier eine sichere Unterkunft. Glücklicherweise waren die wertvollsten Stücke vor dem Bombenangriff in die Eisenacher Reutervilla verlagert worden. Archivalien, die nach der Zerstörung durch die Luftmine gerettet werden konnten, wurden im Mai 1946 provisorisch im Hauptpostamt und im Haus Karlstraße 4 untergebracht. Im Juli 1949 wurden sie in den Nordflügel des Schlosses am Markt verlagert, wo sie sich noch heute befinden. Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte Schritt für Schritt der Wiederaufbau. Waren die Verwalter des Stadtarchivs bisher nur nebenamtlich tätig gewesen, so wurde am 1. August 1952 Hans Eberhard Matthes als erster hauptamtlicher Stadtarchivar angestellt.

In den 1950er Jahren war in Eisenach auch ein Kreisarchiv entstanden. Anfangs in der Bahnhofstraße 38 untergebracht, wurde dessen Archivgut später in den Schlossturm auf der Esplanade verlagert. Eine Verordnung des Jahres 1976 legte schließlich fest, dass das Stadtarchiv Eisenach Bestandteil des Kreisarchivs wurde. Eine räumliche Zusammenführung der Akten und Sammlungen erfolgte jedoch nicht. Die Archive wurden nach dem Tod von Kreisarchivar Berthold 1978 sowie von Stadtarchivar Matthes zwei Jahre später von verschiedenen Sachbearbeitern betreut. 1990 wurde die kommunale Selbstverwaltung wieder hergestellt. Ein Jahr später wurden die beiden Archive getrennt. Nach der Wiedervereinigung wurden die Archivbestände im Stadtarchiv neu systematisiert und verzeichnet. Mit der Digitalisierung wurde schrittweise begonnen.

Besondere Archivalien

Das Eisenacher Kantorenbuch

Das Eisenacher Kantorenbuch – eine musikalische Quelle von nationalem Rang – entstand in der Zeit von 1540 bis 1550. Es ist mehr als einen halben Meter hoch und fast 15 Zentimeter dick. Die Größe erklärt sich daraus, dass einst die Chorsänger rund um das Buch standen, wenn sie daraus sangen. Entsprechend groß mussten die Noten sein. Auch Johann Sebastian Bach soll als Knabe aus diesem Kantorenbuch vorgesungen haben.

Eintrag zu J.S. Bach im Schülerverzeichnis der Eisenacher Lateinschule

Das Schülerverzeichnis der Eisenacher Lateinschule („Catalogi Scholae Isenacensis“) wurde von 1656 bis 1707 geführt und enthält neben Lehrplänen nach Klassen geordnete Schülerlisten. Der wohl berühmteste Eintrag in diesem zweibändigen Verzeichnis ist der von Johann Sebastian Bach, welcher die Schule bis 1695 besuchte.

Seite aus dem Roten Buch

Bei dem sogenannten „Roten Buch“ handelt sich um ein Kopialbuch mit Rechten und Privilegien der Stadt Eisenach, dass etwa um 1590 angelegt wurde. Darin enthalten ist eine Abschrift des 1283 bestätigten Stadtrechts. Besondere historische Bedeutung hat es, weil das darin beschriebene Eisenacher Stadtrecht eines der ersten niedergeschriebenen Stadtrechtsvorschriften in Thüringen ist und als Vorlage für andere thüringische Städte wie Gotha, Weißensee und Jena diente.

Das Purgoldtsche Rechtsbuch

Wie das sogenannte „Rote Buch“ hatte auch das Purgoldtsche Rechtsbuch für die Rechtsentwicklung in Deutschland eine große Bedeutung. Das zwischen 1503 und 1504 vom Stadtschreiber Johannes Purgoldt verfasste „Rechtsbuch über den Stadtrat und die Ratspersonen“ basiert auf der Grundlage der vom Priester und Eisenacher Stadtchronisten Johannes Rothe verfassten älteren „Eisenacher Rechtsbücher“.

Zuständigkeit

Das Stadtarchiv Eisenach ist das Archiv der Stadtverwaltung. Es verwahrt städtisches Schriftgut zu dem u. a. Urkunden, Akten, Amtsbücher, standesamtliche Register, historische Bauakten und Dokumente der eingemeindeten Ortschaften gehören. Darüber hinaus sammelt das Stadtarchiv auch Material, in denen sich Vergangenheit und Gegenwart der Stadt Eisenach widerspiegeln (z. B. Lokalzeitungen, Nachlässe von Privatpersonen, Unterlagen von Vereinen, Parteien und Firmen, Bild-, Film- und Tonträger, etc.). Zu den Aufgaben des Stadtarchivs gehört die Übernahme, Erschließung, Sicherung und Bereitstellung des genannten Schriftguts.

Die Bestände des Stadtarchivs Eisenach umfassen ca. 2.100 lfm und sind wie folgt gegliedert: Urkunden Städtische Provenienzen

  • Städtische Akten
  • Mischprovenienzen
  • Städtische Betriebe und Einrichtungen
  • Bauakten
  • Amtsbücher

Nichtstädtische Provenienzen

  • Überlieferungen der Wirtschaft
  • Vereine / Gesellschaften / Parteien
  • Eingemeindungen
  • Provenienzfremde Behörden
  • Archivische Sammlungen
  • Nachlässe
  • Audiovisuelle Medien
  • Karten und Pläne
  • Bücher, Drucksachen, Zeitungen

Verzeichnisse und Findhilfsmittel

Archivare

  • Hans Eberhard Matthes (1952-1980)
  • Reinhold Brunner (1991-2014)
  • Christopher Launert (2018-2022)
  • Anne Groke (seit 2022)

Literatur

  • Brunner, Reinhold: Das Stadtarchiv Eisenach und der Zweck historischer Überlieferung. In: Stadt Zeit. Eisenach aktuell, Juni 1997.
  • Brunner, Reinhold: Archivische Sammlungen – notwendiges Übel oder zentrale Archivgutkategorie? Überlegungen am Beispiel des Stadtarchivs Eisenach. In: Archive in Thüringen. Sonderheft, Weimar 2003, S. 6–14.
  • Wegweiser durch die Historischen Archive Thüringen, hrsg. von Paul Mitzschke, Gotha 1900, S. 17.
  • Archivführer Thüringen, hrsg. von der Archivberatungsstelle Thüringen, Weimar, 1999, S. 164–167.
  • Archive in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz, 15. Aufl., Münster 1995, S. 129.
Commons: Stadtarchiv Eisenach – Sammlung von Bildern
  • Das Stadtarchiv auf dem Portal der Stadt Eisenach
  • Findbuch des Archivs
Normdaten (Körperschaft): GND: 5293101-8 (lobid, OGND, AKS)