Sperrstelle Etzel

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Artillerielüftung A 7107

Die Sperrstelle Etzel (Armeebezeichnung Nr. 2405) war eine Grenzbefestigung der Schweizer Armee. Sie befindet sich am Reduiteingang im Raum Etzel im Kanton Schwyz. Die Reduitlinie wurde ab 1941 gebaut, gehörte zum Einsatzraum der 7. Division und ab 1947 zur Reduitbrigade 24.

Als einer der Hauptstützpunkte der Reduitnordgrenze gilt die Sperrstelle als militärhistorisches Denkmal von nationaler Bedeutung.[1]

Geschichte

Die rund 600 Kampfbauten, die von 1939 bis 1945 im Kanton Schwyz erstellt wurden, waren in Sperren und Stützpunkte integriert und je nach Auftrag mit unterschiedlichen Waffentypen ausgerüstet. Die 6. und die 7. Division planten bei gleicher Funktion unterschiedliche Bunkertypen, die meistens von Baumeistern aus der Gegend ausgeführt wurden.

Diese Anlagen sollten im Dispositiv der 6. und 7. Division als Teil des Réduit national einen Stoss durch den voralpinen Teil des Kantons Schwyz in den Talkessel von Schwyz und von dort weiter in Richtung Gotthard verhindern.

Im Januar 1941 erhielt die 7. Division vom 4. Armeekorps den folgenden Auftrag: Sperrt den Zugang zum Wäggithal und deckt das obere Sihltal und den Raum von Einsiedeln mit Schwergewicht am Stützpunkt Etzel. Sperrlinie am Linthkanal und Sicherung am oberen Zürichsee. Die bestehenden Stützpunkte sind auszunützen. Weitere Stützpunkte sind als Rückhalt für die bewegliche Verteidigung an den Höhen zwischen dem oberen Zürichsee und dem obern Sihltal einzurichten.

Die «Kampfgruppe Etzel» (Infanterieregiment 33) erhielt vom Divisionskommandanten Hans Frick folgenden Auftrag: Verwehrt dem Gegner den Zugang in den Sihlseeraum im Abschnitt Etzel-Übergang–Bühl; hält zu diesem Zweck die Linie Nordabfall des Etzelüberganges und des Hohen Etzel–Bacheinschnitt von Bühl durch eine geschlossene und tief gegliederte Verteidigungsfront. Der Etzelübergang selbst und die Kuppe des Hohen Etzel sind als geschlossene Stützpunkte durch Reserven zu halten. Die Sperrstellen Feuerschwand und Raten bildeten den Abschnitt der Reduitgrenze zwischen der Sperrstelle Unterägeri und der Sperrstelle Schindellegi. Die Sperrstelle Etzel bildete den Abschnitt der Reduitgrenze zwischen der Sperrstelle Schindellegi und der «Kampfgruppe Oberegg» sowie der Sperrstelle Wägital («Kampfgruppe Pfiffegg»).

Die Festungsanlagen bestehen aus Strassenbarrikaden, Geländepanzerhindernissen in Form von Tankgraben und Tankmauern, Panzerabwehrbunkern, Maschinengewehrbunkern, Unterständen, Artillerie-Kommandoposten-Kavernen, Artilleriebunkern und permanenten Artilleriegeschützbettungen für die Aufnahme von Feldgeschützen der Kaliber 7,5 cm und 15 cm. Sie wurden in den Nachkriegsjahren weiterbetrieben und mit neueren Waffentypen ausgerüstet.

Sperrstelle Etzel

Mit dem Operationsbefehl Nr. 12 vom 17. Juli 1940 zog die Armeeführung einen grossen Teil der Truppen aus dem Vorgelände zurück und setzte sie im schwer zugänglichen Alpenraum (Reduit) ein, wo die deutschen Luft- und Panzerverbände ihre Überlegenheit kaum mehr hätten ausspielen können. Die Nordgrenze des Reduits zog sich entlang der Grenze des Kantons Schwyz, bildete einen Teil der Nordfront dieser Zentralstellung und deckte eine der möglichen Angriffsachsen (Sihl-Schwyz-Gotthard) ab.

Da die deutschen Angriffspläne eine rasche Besetzung der Reduiteingänge durch Luftlandetruppen vorsahen, liess der General diese dauernd durch starke Verbände sichern, die mittels «stiller» Mobilmachung mithilfe von Marschbefehlskarten aufgeboten wurden.[2] In den Gipfel des Etzels (1096 m ü. M.) wurde eine mehrteilige Beobachtungsanlage eingebaut, mit der das Artilleriefeuer in der Linthebene geleitet werden konnte. Zusätzlich wurde die Überflutung der Linthebene vorbereitet.

Legende zu den Bunkern im Raum Etzel: A7100-A7103: Halbzug-Unterstände für je 16 Mann, A7104/A7105: Infanteriebunker, A7106: Infanteriewerk/Kommandoposten, A7107: Artilleriebeobachterwerk (3 Bunker, 2 Kavernen), A7108: Telefonzentrale, A7115–A7118: Bunker wurden 1998 abgebrochen
  • Unterstand Etzel-Ost 1 A 7100: 16 Mann 47.1741418.779102
  • Unterstand Etzel-Ost 2 A 7101: 16 Mann 47.1741778.778351
  • Unterstand Etzel-Ost 3 A 7102: 16 Mann 47.1739868.777027
  • Unterstand Etzel-Ost 4 A 7103: 16 Mann 47.1734048.775957
  • Infanteriebunker Etzelpass Ost A 7104 47.1740648.773348
  • Infanteriebunker Etzelpass West A 7105 47.174678.77263
  • Infanteriewerk/Regimentskommandoposten KP Etzel-Ost A 7106: 4 Mg-Kasematten 47.177438.76984
  • Artilleriebeobachterwerk Etzel Kulm A 7107: Bunker, 2 Kavernen 47.178018.768826 47.177468.76944
  • Infanteriebunker Etzelpass West A 7105
    Infanteriebunker Etzelpass West A 7105
  • Infanteriebunker Etzelpass Ost A 7104 und GPH 3605
    Infanteriebunker Etzelpass Ost A 7104 und GPH 3605
  • Artilleriebeobachtungswerk und Feuerleitstelle Etzel Kulm A 7107: 3 Beobachter
    Artilleriebeobachtungswerk und Feuerleitstelle Etzel Kulm A 7107: 3 Beobachter
  • Kaverne Etzel Kulm A 7107
    Kaverne Etzel Kulm A 7107
  • Unterstand/Telefonzentrale Etzel-Rindermatten A 7108 47.169298.76311
  • Unterstand Vobag 22 Tüfelsbrugg-Etzel F 14200
  • Unterstand Vobag 22 Tüfelsbrugg F 14201
  • Unterstand Vobag 22 Sihlern F 14202
  • Unterstand Vobag 22 Sihlern F 14203
  • U4-Kugelbunker Tüfelsbrugg F 14204
  • ASU 6S Etzelpass West (Kompanie-KP) F 14210
  • ASU 6S Etzelpass Ost F 14211 47.1732118.773208
  • ASU 6S Tüfelsbrugg F 14212
  • U4 Kugelbunker Tüfelsbrugg F 14213
  • Sprengobjekt Sihlbrücke Tüfelsbrugg M 2875
  • GPH Etzelpass oben T 3605 47.174578.773176
  • Barrikade Waldweg-West T 3605.01
  • Barrikade Etzelpass T 3605.02
  • GPH Etzelpass unten T 3607 47.1752728.774698
  • Barrikade Waldweg-West T 3607.01
  • Barrikade Etzelstrasse unten T 3607.02
  • Barrikade Feldweg-Ost T 3607.03
  • GPH Meinradsbrunnen T 3607 47.1792838.77559
  • Barrikade Meinradsbrunnen Strasse T 3607
  • Barrikade Etzelstrasse Meinradsbrunnen T 3608
  • Barrikade Strickliwald Strasse T 3609
  • Barrikade Schneckenburg T 3710
  • Barrikade Schönboden-Klos Strasse T 3711[3]
  • GPH Lidwil «Hurdner Wäldli»: vierreihige Höcker der Sperrstelle Lidwil-Luegeten 47.201258.80407

Teilsperre Bühl-Etzel West

Die Teilsperre Bühl-Etzel West (Armeebezeichnung Nr. 2404) hatte einen feindlichen Vormarsch aus dem Raum Zürichsee über den Etzel in den Raum Sihlsee und Innerschweiz zu verhindern. Sie wurde 1942 gebaut.

  • Infanteriebunker Ragenau A 7109 47.1780288.760425
  • Infanteriebunker Ragenau A 7110 47.1753128.755595
  • Infanteriebunker Enzenau A 7111 47.1740288.753849
  • Infanteriebunker Bühl A 7112 47.1738378.748488
  • Infanteriebunker Enzenau A 7113 47.1737038.751572
  • Beobachterstand Bühl A 7114 47.1736498.749987
  • Infanteriebunker Büel I (abgebaut) A 7115 47.1726138.747745
  • Infanteriebunker Büel II (abgebaut) A 7116 47.1712318.74907
  • Infanteriebunker Büel III (abgebaut) A 7117 47.1702388.748518
  • Infanteriebunker Büel IV (abgebaut) A 7118 47.168578.748873
  • Infanteriebunker Ragenau A 7109
    Infanteriebunker Ragenau A 7109
  • Infanteriebunker Ragenau A 7110
    Infanteriebunker Ragenau A 7110
  • Infanteriebunker Ragenau A 7113
    Infanteriebunker Ragenau A 7113
  • Infanteriebunker Ragenau A 7114
    Infanteriebunker Ragenau A 7114
  • Geländepanzerhindernis GPH Etzel West-Bühl-Ragenau T 3615: Höckerlinie und Tankgraben Enzenau 47.1776088.758607
  • Barrikade Bühl-Brücke T 3515.01
  • Barrikade Bühl-Strasse T 3515.02
  • Barrikade Bühl-Strasse T 3515.03
  • Barrikade Büel-Nord T 3515.04
  • Barrikade Enzenau im Wald T 3515.05
  • Barrikade Enzenau-Waldrand T 3515.06
  • Barrikade Ragenau T 3515.07
  • Barrikade Nord T 3515.08
  • Barrikade Süd T 3515.09[4]
  • Tankgraben Enzenau T 3615
    Tankgraben Enzenau T 3615
  • Höckerlinie T 3615
    Höckerlinie T 3615
  • Höckerlinie T 3615
    Höckerlinie T 3615
  • Tanksperre im Wald
    Tanksperre im Wald

Teilsperre Schlagberg (Schlapprig)

Die Sperre Schlagberg hatte die Aufgabe, nach einem Durchbruch der Sperrstelle Etzel einen Vorstoss in Richtung Sihlsee-Ibergeregg und Rothenthurm zu verhindern. Die 1941 erbauten beiden Bunker waren ursprünglich mit je einer 24-mm-Panzerabwehr-Befestigungskanone (später Mg) und Beob/Lmg ausgerüstet. Sie waren zweigeschossig, oben befand sich der Kampfraum und unten die Unterkunft. Zur Sperre Schlagberg gehörten zwei Infanteriebunker und drei Unterstände:

  • Infanteriebunker Schlagberg West A 7080 47.1546848.789007
  • Infanteriebunker Schlagberg Ost A 7081 47.1547598.790302
  • Unterstand (Telefonzentrale Kniewegbach) A 7082
  • Unterstand (Telefonzentrale Brandegg) A 7083
  • Unterstand (Telefonzentrale Halti) A 7084
  • Zweireihiges Geländepanzerhindernis GPH Schlagberg T 3616 (abgebaut)
  • Barrikade Schlagberg T 3616.01
  • Unterstand Schlagberg-Langrüti 1 A 7076
  • Unterstand Schlagberg-Langrüti 2 A 7077

Teilsperren Staudamm und Sulzthal

  • Infanteriebunker Staudamm-Wärterhaus A 7078 47.1547928.781282
  • Infanteriebunker Staudamm-See A 7079 47.1543648.78172
  • GPH Staudamm-Sihlsee T 3617
  • Barrikade Staudamm T 3617.01
  • Unterstand Sulzthal-Süd A 7064 47.1425858.795769
  • Unterstand Sulzthal-Süd A 7065 47.1427798.794588
  • Unterstand Sulzthal-Nord A 7070 47.1440668.799894
  • Unterstand Sulzthal-Nord A 7071 47.1453458.798213
  • Infanteriebunker Staudamm-Wärterhaus A 7078
    Infanteriebunker Staudamm-Wärterhaus A 7078
  • Infanteriebunker Staudamm-See A 7079
    Infanteriebunker Staudamm-See A 7079

Festungsartillerie Sattel

Der Kampf der Infanterie wurde mit dem Feuer der Artillerie aus dem Raum Sihlsee (7. Division) und dem Raum Rothenthurm-Sattel-Arth (6. Division) wie der Festungsartillerie Sattel unterstützt. Die Feldartillerieabteilung 19 hatte ihren Stellungsraum in Sulzthal, die Feldartillerieabteilung 21 in Willerzell-Rickenthal und die Schwere Motorkanonenabteilung 7 in Gross-Obergross, von wo sie in den Raum Oberegg-Bühl wirken konnten.

Stiftung Schwyzer Festungswerke und Bunkerlehrpfad

Die Stiftung Schwyzer Festungswerke ist eine Stiftung mit dem Zweck, das militärhistorische Erbe der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Kanton Schwyz zu sichern und zu pflegen.

Der Bunker-Geschichtslehrpfad Etzel startet beim Restaurant Büel oberhalb Schindellegi und führt, als Wanderweg markiert, über zwei Kilometer an sechs Posten vorbei über den Etzel Kulm bis Etzelpass.

Literatur

  • Valentin Kessler: Die Festungswerke im Kanton Schwyz. Sonderdruck aus den Mitteilungen des Historischen Vereins des Kanton Schwyz, Heft 95, 2003.
Commons: Sperrlinie Etzel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Offizielle Website der Stiftung Schwyzer Festungswerke
  • Kleines Stachelschwein: Sperren im Raum Schindellegi, Biberbrugg, Etzel und Einsiedeln SZ
  • Made by Tschanz, November 2021: Eine Frage der Dosis - Sperrstellen am Sihlsee (youtube Video)

Einzelnachweise

  1. Sperrstelle Etzel. In: Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (Hrsg.): Militärische Denkmäler in den Kantonen Uri, Schwyz und Zug. Inventar der Kampf- und Führungsbauten. S. 20–21
  2. Gotthard Frick: Hitlers Krieg und die Selbstbehauptung der Schweiz 1933–1945. Eigenverlag, Bottmingen 2011, ISBN 978-3-033-02948-4.
  3. Festung Oberland: Sperrstelle St. Meinrad-Etzel (Memento vom 16. März 2016 im Internet Archive)
  4. Festung Oberland: Sperrstelle Bühl-Etzel West (Memento vom 27. August 2016 im Internet Archive)

47.1741418.779102Koordinaten: 47° 10′ 26,9″ N, 8° 46′ 44,8″ O; CH1903: 701616 / 225665