Musikjahr 1729

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Weitere Ereignisse

Musikjahr 1729
Bach Autograph der Motette Der Geist hilft unser Schwachheit auf (BWV 226), komponiert von Johann Sebastian Bach zur Gedächtnispredigt der Universität Leipzig für den Professor der Universität und Rektor der Thomasschule Johann Heinrich Ernesti (1652–1729)

Dieser Artikel behandelt das Musikjahr 1729.

Leonardo Vinci – Semiramide reconosciuta – Titelseite des Librettos – Rom 1729
Geminiano Giacomelli – Lucio Papirio dittatore – Titelseite des Librettos – Parma 1729
Georg Friedrich Händel – Lotario – Titelseite des Librettos – London 1729
Georg Philipp Telemann – Flavius Bertaridus – Titelseite des Librettos – Hamburg 1729
Leonardo Leo – Catone in Utica – Titelseite des Librettos – Venedig 1729

Ereignisse

Johann Sebastian Bach

  • Johann Sebastian Bach ist seit dem 30. Mai 1723 Thomaskantor und musikalischer Leiter der Thomaskirche in Leipzig.
  • 1729 übernimmt Bach die Leitung des 1701 von Georg Philipp Telemann gegründeten Collegium musicum, die er bis 1741, vielleicht sogar bis 1746, behält. Schon vorher hatte er als Gastdirigent und wohl auch als Solist mit dem Collegium gearbeitet. Durch die zusätzliche Leitung des Kollegiums erweitert er seine Wirkungsmöglichkeiten im Leipziger Musikleben beträchtlich. Mit diesem studentischen Ensemble führt er deutsche und italienische Instrumental- und Vokalmusik auf, darunter seine eigenen in Weimar und Köthen entstandenen Konzerte, die er später auch zu Cembalokonzerten mit bis zu vier Solisten umarbeitet. Die Konzerte finden ein- bis zweimal pro Woche im Zimmermannischen Caffee-Hauß (1943 kriegszerstört) oder im dazugehörigen Garten statt. Sie gelten als Nachweis des erwachenden bürgerlichen Verlangens nach hochstehender musikalischer Unterhaltung in Leipzig. Für das nun Bachisches Collegium Musicum genannte Ensemble, in dem auch seine Söhne und Schüler aktiv sind, komponiert Bach viele seiner weltlichen Kantaten.
  • 01. Januar: Johann Sebastian Bach führt seine Kirchenkantate Gott, wie dein Name, so ist auch dein Ruhm (BWV 171) erstmals auf. Der Text stammt von Christian Friedrich Henrici (auch als Picander bekannt).
  • Bach komponiert die Huldigungskantate O angenehme Melodei (BWV 210a). Am 12. Januar erfolgt die Uraufführung anlässlich des Besuchs von Christian von Sachsen-Weißenfels in Leipzig.
  • 23. Januar: Uraufführung der Bach-Kantate Ich steh mit einem Fuß im Grabe (BWV 156).
  • 27. Februar: Uraufführung der Bach-Kantate Sehet! Wir gehn hinauf gen Jerusalem (BWV 159)
  • Für den Gedächtnisgottesdienst für Fürst Leopold von Anhalt-Köthen, abgehalten am 24. März in der Köthener St. Jakobskirche, komponiert Bach die Trauerkantate Klagt, Kinder, klagt es aller Welt (BWV 244a). Das Libretto stammt von Christian Friedrich Henrici. Die sogenannte Köthener Trauermusik gilt heute als verschollen.
  • 19. April: Uraufführung der Bach-Kantate Ich lebe, mein Herze, zu deinem Ergötzen (BWV 145).
  • 06. Juni: Die Kirchenkantate Ich liebe den Höchsten von ganzem Gemüte (BWV 174) von Johann Sebastian Bach erlebt ihre Uraufführung am Pfingstmontag in Leipzig. Für die einleitende Sinfonia fügt Bach zu den neun Streicher-Solostimmen seines 3. Brandenburgischen Konzerts fünf Bläserstimmen hinzu. Er kann so viele Spieler einsetzen, weil er auf die Musiker des Collegium musicum zurückgreifen kann.
  • 29. September: Uraufführung der Bach-Kantate Man singet mit Freuden vom Sieg (BWV 149).
  • Zwischen 20. Oktober und 24. Oktober: Der Geist hilft unser Schwachheit auf (BWV 226), eine doppelchörige Motette von Bach, wird in der Universitätskirche St. Pauli in Leipzig anlässlich der Beerdigung von Professor Johann Heinrich Ernesti uraufgeführt.
  • Die weltliche Kantate Geschwinde, ihr wirbelnden Winde entsteht für die bürgerliche Konzertreihe des Collegium musicum.
  • Als Georg Friedrich Händel sich im Jahr 1729 in Halle aufhält, ist Bach krank und kann Leipzig nicht verlassen. Er lässt deswegen seinen Sohn Wilhelm Friedemann eine Einladung an Händel überbringen. Ein Treffen der beiden Musiker scheitert ebenso wie im Jahr 1719. Auch diesmal, letztlich wohl am Desinteresse Händels.

Georg Friedrich Händel

  • Georg Friedrich Händel wohnt seit Juli/August 1723 in London in der 25 Brook Street und bewohnt hier bis zu seinem Tod im Jahr 1759 zwei Stockwerke. Nahezu alle Werke, die seit 1723 entstehen, werden in diesem Haus komponiert. Auch die Vorbereitungen der Aufführungen finden oft im Händelschen Dining Room statt.
  • Händel, der bis 1728 in London als musikalischer Direktor der Royal Academy of Music tätig war, startet gemeinsam mit Johann Jacob Heidegger ein neues Unternehmen, das in der Literatur auch als „die zweite Opernakademie“ bezeichnet wird. Sie übernehmen den Fundus der Royal Academy of Musik, mieten das King’s Theatre für fünf Jahre und Händel reist im Februar 1729 nach Italien, um neue Sänger anzuwerben. Nach den schlechten Erfahrungen mit dem extravaganten Konzept der ersten Opernakademie ist das neue Ensemble durchweg bescheidener angelegt u. a. mit dem Altkastraten Antonio Bernacchi als neuem Star, der Sopranistin Anna Strada del Pó und Händels altem Schulfreund aus Halle, dem Bassisten Johann Gottfried Riemschneider.
  • Auf der Rückreise von Italien im Frühsommer besucht Händel vermutlich seine Mutter in Halle und macht in Hannover (Anfang Juni) und Hamburg Halt.
  • Das neue Opernunternehmen eröffnet am 2. Dezember mit Händels Oper Lotario, hat aber nur moderaten Erfolg, so dass für die nächste Saison wieder Senesino als Zugnummer engagiert wird.

Domenico Scarlatti

  • Domenico Scarlatti folgt seiner hochbegabten Cembaloschülerin Prinzessin Maria Barbara de Bragança, als diese 1729 den spanischen Thronfolger Don Fernando von Asturien (ab 1746 König Ferdinand VI.) heiratet. Sie gehen zunächst nach Andalusien, wo der Hof anfangs zwischen Sevilla, den Sierras, Granada, Cádiz und anderen Hafenstädten hin- und herreist. Die Cembali der Prinzessin werden dabei auf dem Rücken von Maultieren transportiert.

Georg Philipp Telemann

  • Georg Philipp Telemann ist seit 1721 Cantor Johannei und Director Musices der Stadt Hamburg, eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands. In diesem Amt verpflichtet sich Telemann zur Komposition von zwei Kantaten wöchentlich und einer Passion pro Jahr, in späteren Jahren greift er allerdings bei seinen Kantaten auf frühere Werke zurück. Daneben komponiert er zahlreiche Musiken für private und öffentliche Anlässe, etwa für Gedenktage und Hochzeiten. Außerdem hat er für ein Jahresgehalt von 300 Talern auch die Leitung der Hamburgischen Oper am Gänsemarkt übernommen, baut das bereits 1660 von Matthias Weckmann gegründete, aber mittlerweile nicht mehr konzertierende Collegium musicum neu auf und übernimmt zusätzlich eine Stelle als Kapellmeister von Haus aus für den Hof des Markgrafen von Bayreuth. Dorthin liefert er von Zeit zu Zeit Instrumentalmusik sowie eine Oper jährlich.
  • 29. November: Die Oper Flavius Bertaridus, König der Longobarden (TWV 21:27) von Georg Philipp Telemann auf das Libretto von Christoph Gottlieb Wend und Georg Philipp Telemann hat ihre Uraufführung an der Hamburger Oper am Gänsemarkt. Die Oper basiert auf der venezianischen Oper Flavio Bertarido, Ré de Longobardi von Stefano Ghisi.
  • Auf Wunsch von Johann Gottfried Walther verfasst Telemann seine dritte Autobiografie. Bereits in den Jahren 1718 und 1740 hatte er auf die Bitte des Musikgelehrten Johann Mattheson seine erste und zweite Autobiografie geschrieben.
  • Georg Philipp Telemann erhält vom Hof des russischen Zaren in Sankt Petersburg ein Angebot zum Aufbau einer Hofkapelle.

Antonio Vivaldi

  • Antonio Vivaldi ist seit 1726 musikalischer Leiter des Teatro Sant’Angelo in seine Heimatstadt Venedig. Dort wird er sowohl als Komponist als auch als Geigenvirtuose zur lebenden Legende und zum „Wallfahrtsziel“ für viele Musiker aus ganz Europa.
  • Bis 1729 erscheinen insgesamt 12 Sonaten- und Konzertsammlungen, die ab op. 3 alle bei Estienne Roger in Amsterdam gedruckt wurden. Vivaldis 6 Violin- und Oboenkonzerte op. 11 und seine Violinkonzerte op. 12 werden 1729 veröffentlicht.

Weitere biografische Ereignisse

Eröffnungen

  • 02. Dezember: Georg Friedrich Händels „zweite Opernakademie“ eröffnet im King’s Theatre in London mit Lotario den Spielbetrieb.

Gründungen

  • Der französische Poet und Chansonier Pierre Gallet (1698–1757) gründet in Paris mit der „Société du Caveau“ den ersten Gesangsverein Goguette.

Uraufführungen

Bühnenwerke

Oper
Oratorium
  • Georg Philipp Telemann – Unsre Sünden-Schuld zu heben (TWV 5:14)[1]

Instrumentalmusik

Tastenmusik

Cembalo

  • Johann Sebastian Bach – Partita Nr. 4, BWV 828 (Einzelpublikation 1729)

Vokalmusik

Geistlich

Weltlich

Anderes

  • Georg Philipp Telemann – Der getreue Music-Meister (Fortsetzung aus 1728, Hamburg)

Instrumentenbau

Geboren

Geburtsdatum gesichert

Genaues Geburtsdatum unbekannt

Gestorben

Todesdatum gesichert

Elisabeth Jacquet de La Guerre
Attilio Ariosti

Genaues Todesdatum unbekannt

Siehe auch

Portal: Musik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Musik
Commons: Musik 1729 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Libretti 1729 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Georg Philipp Telemann – Werke sortiert nach Entstehungszeit. Abgerufen am 7. August 2019 (englisch).