Briggs Cunningham
Briggs Swift Cunningham (* 19. Januar 1907 in Cincinnati, Ohio; † 2. Juli 2003 in Las Vegas) war ein US-amerikanischer Autorennfahrer, Konstrukteur und Segler. Er war Gründer und Eigentümer des Autobauunternehmens B. S. Cunningham Company.
Segler, Rennfahrer und Konstrukteur
Briggs Cunningham war schon in jungen Jahren ein großer Sportsmann. 1928 gehörte er zur 100-Meter-Hürden-Mannschaft des US-amerikanischen Leichtathletikverbands und wäre als Ersatzmann fast zu den Olympischen Spielen 1928 nach Amsterdam gekommen. Cunningham war sein ganzes Leben ein passionierter Segler und gehörte auch in dieser Sportart zur Weltklasse. 1958 gewann er mit der Rennyacht Colombia den Americas Cup. Er konstruierte den nach ihm benannten Cunninghamstrecker (Vorliek-Strecker), eine Trimm-Einrichtung für Segel.
Seine größte Leidenschaft galt aber dem Motorsport. Cunningham war Rennfahrer und Konstrukteur. Zu Beginn seiner Karriere 1930 fuhr er gemeinsam mit seinen College-Freunden Miles und Samuel Collier Rennen. Die Collier-Brüder gründeten 1933 den Automobile Racing Club of America, aus dem 1944 der Sports Car Club of America (SCCA) hervorging.
1940 baute Cunningham seine ersten Rennfahrzeuge. Der erste Wagen war eine eigentümliche Konstruktion aus einem Mercedes-Benz-SSK-Fahrgestell, einer Buick-Karosserie und einem Buick-Motor. Der Bumerec war geboren. Es folgten ähnliche Konstruktionen, die aus den unterschiedlichsten Wagen zusammengebaut wurden. Im Zweiten Weltkrieg war er als Freiwilliger bei der Civil Air Patrol tätig, die U-Boote an der US-Ostküste aufspürte. Nach dem Krieg begann er mit dem Bumerec wieder Rennen zu fahren. In Watkins Glen traf er auf Phil Walters und die Collier-Brüder und man beschloss 1950, am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilzunehmen.
24-Stunden-Rennen von Le Mans
Zuerst wollte Cunningham zwei 1939er-Ford mit einem Cadillac-Motor ausstatten und damit am Rennen teilnehmen, aber der Veranstalter, der Automobile Club de l’Ouest (ACO), lehnte die Bewerbung ab. Cunningham wandte sich an Luigi Chinetti, den Le-Mans-Sieger von 1932, 1934 und 1949, der beste Beziehungen zu den Offiziellen des ACO hatte. Chinetti schaffte es, zwei Startplätze für die Amerikaner vorzusehen. Cunningham sprach bei Ed Cole vor, dem damaligen Chef von Cadillac, der ihm versprach, mit echten Cadillacs auszuhelfen. Der ACO akzeptierte jetzt die Nennung. Cunningham kam aber nur mit einem Cadillac nach Le Mans, einem Coupé de Ville. Der zweite Wagen war ein futuristischer Eigenbau, der auf dem Fahrgestell des de Ville beruhte, aber eine für damalige Verhältnisse extrem flache Karosserie hatte. Als Cunningham Le Monstre ging dieser Rennwagen in die Motorsportgeschichte ein. Die Collier-Brüder teilten sich das Coupé, das von französischen Journalisten als Clumsy Pup bezeichnet wurde, und erreichten den zehnten Gesamtrang. Einen Platz dahinter kam der Spider, mit Cunningham und Walters am Steuer, ins Ziel.
Ein Jahr später kam Cunningham wieder nach Le Mans, jetzt mit einem echten Cunningham, dem C2-R. In den 1950er-Jahren wurden die Cunninghams zu einer festen Größe in Le Mans. Als Fahrer war Cunningham zehnmal an der Sarthe am Start. Seine besten Platzierungen waren die vierten Plätze 1952 mit Bill Spear im Cunningham C4-R und 1963 als Partner von Roy Salvadori im Jaguar E-Type. Als Konstrukteur feierte er zwei Podiumsplatzierungen in Le Mans. 1953 erreichten Phil Walters und John Fitch im C5-R den dritten Gesamtrang, ein Erfolg, den ein Jahr später William Spear und Sherwood Johnston im C4-R wiederholen konnten.
Dreimal gewann das Cunningham-Team das 12-Stunden-Rennen von Sebring. 1966 verabschiedete sich Briggs Cunningham als Fahrer vom internationalen Rennsport, als er in Sebring zusammen mit John Fitch und Dave Jordan auf einem Porsche 904 GTS an den Start ging.
Am Sebring International Raceway wurde eine Kurve nach dem großen Rennfahrer und Konstrukteur benannt.
Statistik
Le-Mans-Ergebnisse
Jahr | Team | Fahrzeug | Teamkollege | Platzierung | Ausfallgrund |
---|---|---|---|---|---|
1950 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Cunningham Spider Le Monstre | Vereinigte Staaten Phil Walters | Rang 11 | |
1951 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Cunningham C2-R | Vereinigte Staaten George Huntoon | Ausfall | Unfall |
1952 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Cunningham C4-R | Vereinigte Staaten Bill Spear | Rang 4 und Klassensieg | |
1953 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Cunningham C4-R | Vereinigte Staaten Bill Spear | Rang 7 | |
1954 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Cunningham C4-R | Vereinigte Staaten John Gordon Bennett | Rang 5 | |
1955 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Cunningham C6-R | Vereinigte Staaten Sherwood Johnston | Ausfall | Zylinderschaden |
1960 | Vereinigte Staaten Briggs S. Cunningham | Chevrolet Corvette | Vereinigte Staaten William Kimberly | Ausfall | Unfall |
1961 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Maserati Tipo 60 | Vereinigte Staaten William Kimberly | Rang 8 | |
1962 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Jaguar E-Type FHC | Vereinigtes Konigreich Roy Salvadori | Rang 4 und Klassensieg | |
1963 | Vereinigte Staaten Briggs S. Cunningham | Jaguar E-Type Lightweight | Vereinigte Staaten Bob Grossman | Rang 9 |
Sebring-Ergebnisse
Jahr | Team | Fahrzeug | Teamkollege | Teamkollege | Platzierung | Ausfallgrund |
---|---|---|---|---|---|---|
1952 | Vereinigte Staaten 48 William Spear | Ferrari 340 America | Vereinigte Staaten 48 Bill Spear | Ausfall | Aufhängung | |
1953 | Vereinigte Staaten 48 Briggs Cunningham | OSCA MT4 1350 | Vereinigte Staaten 48 Bill Lloyd | Rang 5 und Klassensieg | ||
1954 | Vereinigte Staaten 48 Briggs Cunningham | Cunningham C4-R | Vereinigte Staaten 48 Sherwood Johnston | Ausfall | Motorschaden | |
1955 | Vereinigte Staaten 48 B. S. Cunningham | Cunningham C6-R | Vereinigte Staaten 48 John Gordon Bennett | Ausfall | Getriebeschaden | |
1956 | Vereinigte Staaten 48 Briggs Cunningham | Jaguar D-Type | Vereinigte Staaten 48 John Gordon Bennett | Rang 12 | ||
1957 | Vereinigte Staaten 48 Briggs Cunningham | Jaguar D-Type | Vereinigte Staaten 48 Bill Lloyd | Ausfall | Ventilschaden | |
1958 | Vereinigte Staaten 48 Alfred Momo | Jaguar D-Type | Vereinigte Staaten 48 Walt Hansgen | Ausfall | Zylinderschaden | |
1959 | Vereinigte Staaten 48 Briggs Cunningham | Lister | Vereinigte Staaten 48 Lake Underwood | Vereinigte Staaten 48 Russ Boss | Rang 15 | |
1960 | Vereinigte Staaten Jaguar Distributors of New York | Chevrolet Corvette | Vereinigte Staaten John Fitch | Ausfall | Unfall | |
1961 | Vereinigte Staaten Momo Corporation | Maserati Tipo 60 | Vereinigte Staaten William Kimberly | Rang 19 | ||
1962 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Jaguar E-Type | Vereinigte Staaten John Fitch | Rang 14 und Klassensieg | ||
1963 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Jaguar E-Type | Vereinigte Staaten John Fitch | Ausfall | Kupplungsschaden | |
1964 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Porsche 904 GTS | Vereinigte Staaten Lake Underwood | Rang 9 und Klassensieg | ||
1965 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Porsche 904 GTS | Vereinigte Staaten John Fitch | Vereinigte Staaten Bill Bencker | Rang 20 | |
1966 | Vereinigte Staaten Briggs Cunningham | Porsche 904 GTS | Vereinigte Staaten John Fitch | Vereinigte Staaten Dave Jordan | Ausfall | Ventilschaden |
Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft
Saison | Team | Rennwagen | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1953 | Briggs Cunningham | Osca MT4 Cunningham C4-R | Vereinigte Staaten SEB | Italien MIM | Frankreich LEM | Belgien SPA | Deutschland NÜR | Vereinigtes Konigreich RTT | Mexiko CAP | |||||||||||||||
5 | 7 | |||||||||||||||||||||||
1954 | Briggs Cunningham | Cunningham C4-R | Argentinien BUA | Vereinigte Staaten SEB | Italien MIM | Frankreich LEM | Vereinigtes Konigreich RTT | Mexiko CAP | ||||||||||||||||
DNF | 5 | |||||||||||||||||||||||
1955 | Briggs Cunningham | Cunningham C6-R | Argentinien BUA | Vereinigte Staaten SEB | Italien MIM | Frankreich LEM | Vereinigtes Konigreich RTT | Italien TAR | ||||||||||||||||
DNF | DNF | |||||||||||||||||||||||
1956 | Briggs Cunningham | Jaguar D-Type | Argentinien BUA | Vereinigte Staaten SEB | Italien MIM | Deutschland NÜR | Schweden KRI | |||||||||||||||||
12 | ||||||||||||||||||||||||
1957 | Briggs Cunningham | Jaguar D-Type | Argentinien BUA | Vereinigte Staaten SEB | Italien MIM | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Schweden KRI | Venezuela CAR | |||||||||||||||
DNF | ||||||||||||||||||||||||
1958 | Briggs Cunningham | Jaguar D-Type | Argentinien BUA | Vereinigte Staaten SEB | Italien TAR | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Vereinigtes Konigreich RTT | ||||||||||||||||
DNF | ||||||||||||||||||||||||
1959 | Briggs Cunningham | Lister | Vereinigte Staaten SEB | Italien TAR | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Vereinigtes Konigreich RTT | |||||||||||||||||
15 | ||||||||||||||||||||||||
1960 | Jaguar Distributors of New York Briggs Cunningham | Chevrolet Corvette | Argentinien BUA | Vereinigte Staaten SEB | Italien TAR | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | |||||||||||||||||
DNF | DNF | |||||||||||||||||||||||
1961 | Momo Corporation | Maserati Tipo 60 | Vereinigte Staaten SEB | Italien TAR | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Italien PES | |||||||||||||||||
19 | 8 | |||||||||||||||||||||||
1962 | Briggs Cunningham | Jaguar E-Type | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigte Staaten SEB | Vereinigte Staaten SEB | Italien MAI | Italien TAR | Deutschland BER | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Frankreich TAV | Italien CCA | Vereinigtes Konigreich RTT | Deutschland NÜR | Vereinigte Staaten BRI | Vereinigte Staaten BRI | Frankreich PAR | |||||||
14 | 4 | |||||||||||||||||||||||
1963 | Briggs Cunningham | Jaguar E-Type | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigte Staaten SEB | Vereinigte Staaten SEB | Italien TAR | Belgien SPA | Italien MAI | Deutschland NÜR | Italien CON | Deutschland ROS | Frankreich LEM | Italien MON | Deutschland WIS | Frankreich TAV | Deutschland FRE | Italien CCE | Vereinigtes Konigreich RTT | Schweiz OVI | Deutschland NÜR | Italien MON | Italien MON | Frankreich TDF | Vereinigte Staaten BRI |
DNF | 9 | 12 | ||||||||||||||||||||||
1964 | Briggs Cunningham | Porsche 904 | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigte Staaten SEB | Italien TAR | Italien MON | Belgien SPA | Italien CON | Deutschland NÜR | Deutschland ROS | Frankreich LEM | Frankreich REI | Deutschland FRE | Italien CCE | Vereinigtes Konigreich RTT | Schweiz SIM | Deutschland NÜR | Italien MON | Frankreich TDF | Vereinigte Staaten BRI | Vereinigte Staaten BRI | Frankreich PAR | ||
9 | ||||||||||||||||||||||||
1965 | Briggs Cunningham | Porsche 904 | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigte Staaten SEB | Italien BOL | Italien MON | Italien MON | Vereinigtes Konigreich RTT | Italien TAR | Belgien SPA | Deutschland NÜR | Italien MUG | Deutschland ROS | Frankreich LEM | Frankreich REI | Italien BOZ | Deutschland FRE | Italien CCE | Schweiz OVI | Deutschland NÜR | Vereinigte Staaten BRI | Vereinigte Staaten BRI | ||
20 | ||||||||||||||||||||||||
1966 | Briggs Cunningham | Porsche 904 | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigte Staaten SEB | Italien MON | Italien TAR | Belgien SPA | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Italien MUG | Italien CCE | Deutschland HOK | Schweiz SIM | Deutschland NÜR | Osterreich ZEL | |||||||||
DNF |
Weblinks
- Briggs Cunningham bei Racing Sports Cars
Personendaten | |
---|---|
NAME | Cunningham, Briggs |
ALTERNATIVNAMEN | Cunningham, Briggs Swift (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Autorennfahrer, Konstrukteur und Segler |
GEBURTSDATUM | 19. Januar 1907 |
GEBURTSORT | Cincinnati |
STERBEDATUM | 2. Juli 2003 |
STERBEORT | Las Vegas |