Σ-Algebra der invarianten Ereignisse

Die σ-Algebra der invarianten Ereignisse ist eine spezielle σ-Algebra, die in der Ergodentheorie Verwendung findet. Dort dient sie beispielsweise zur Definition der Ergodizität oder zur Formulierung des individuellen Ergodensatzes und des Lp-Ergodensatzes.

Definition

Sei ( Ω , A , P ) {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {A}},P)} ein Wahrscheinlichkeitsraum und T : Ω Ω {\displaystyle T:\Omega \to \Omega } eine messbare Abbildung.

Ein A A {\displaystyle A\in {\mathcal {A}}} heißt ein invariantes Ereignis, wenn T 1 ( A ) = A {\displaystyle T^{-1}(A)=A} ist.

Die Menge aller invarianten Ereignisse, also

I := { A A | T 1 ( A ) = A } {\displaystyle {\mathcal {I}}:=\{A\in {\mathcal {A}}\,|\,T^{-1}(A)=A\}} ,

heißt dann die σ-Algebra der invarianten Ereignisse.

Eigenschaften

  • Dass I {\displaystyle {\mathcal {I}}} tatsächlich eine σ-Algebra ist, folgt direkt aus der Verträglichkeit der Urbildoperation mit den Mengenoperationen.
  • Eine Funktion von Ω {\displaystyle \Omega } nach R {\displaystyle \mathbb {R} } ist genau dann I {\displaystyle {\mathcal {I}}} -messbar, wenn sie A {\displaystyle {\mathcal {A}}} -messbar ist und f T = f {\displaystyle f\circ T=f} gilt.

Quasi-invariante Ereignisse

Eine Abschwächung des Begriffes eines invarianten Ereignisses ist ein quasi-invariantes Ereignis. Dabei wird die Gleichheit nur fast sicher gefordert. Demnach heißt ein A A {\displaystyle A\in {\mathcal {A}}} quasi-invariant, wenn

χ A = χ T 1 ( A ) P -fast sicher {\displaystyle \chi _{A}=\chi _{T^{-1}(A)}\quad P{\text{-fast sicher}}}

gilt. Auch die quasi-invarianten Ereignisse bilden für maßerhaltende Abbildungen T {\displaystyle T} eine σ-Algebra, sie ist gegeben durch

I P := { A A | χ A = χ T 1 ( A )   P -fast sicher } {\displaystyle {\mathcal {I}}_{P}:=\{A\in {\mathcal {A}}\,|\,\chi _{A}=\chi _{T^{-1}(A)}\ P{\text{-fast sicher}}\}} .

Tatsächlich unterscheiden sich die quasi-invarianten Ereignisse und die invarianten Ereignisse kaum, denn es lässt sich zeigen, dass für jedes A I P {\displaystyle A\in {\mathcal {I}}_{P}} ein B I {\displaystyle B\in {\mathcal {I}}} gibt, so dass P ( A B ) = 0 {\displaystyle P(A\,\triangle \,B)=0} ist. Es lässt sich also zu jeder quasi-invarianten Menge immer eine invariante Menge finden, so dass diese sich nur auf einer Nullmenge unterscheiden.

Literatur

  • Achim Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-36017-6, doi:10.1007/978-3-642-36018-3. 
  • Manfred Einsiedler, Klaus Schmidt: Dynamische Systeme. Ergodentheorie und topologische Dynamik. Springer, Basel 2014, ISBN 978-3-0348-0633-6, doi:10.1007/978-3-0348-0634-3.